Liverpool fordert seine Bürger dazu auf, die Bücher zu prüfen

Wenn die Geldmittel knapper werden, ist es manchmal eine gute Idee andere Leute um Rat zu fragen. Und es scheint, als gelte das auch auf städtischer Ebene. Konfrontiert mit einem Defizit von 156 Millionen  Pfund (ca. 190 Millionen Euro) innerhalb der nächsten drei Jahre, hat die Stadt Liverpool in Großbritannien einen Online-Budget-Simulator entworfen, der die Bürger und Interessierten dazu auffordert, die Ausgaben anzupassen und notwendige Einsparungen ausfindig zu machen:

Jede Kürzung die wir vornehmen, wird einen Einfluss darauf haben, was wir unseren Leistungsempfängern, Einwohnern und Stakeholdern bieten können. Auf welche Dienstleistungen denkst du sollen wir uns konzentrieren? Welche Leistungen können wir deiner Meinung nach reduzieren oder sogar ganz abschaffen? Das ist DEINE Gelegenheit mitzubestimmen und dich der Herausforderung zu stellen, vor dem die Ratsversammlung steht.

Nutzer finden die Ausgaben des Rates aufgesplittert in sieben Bereiche:

  1. Angebote für Kinder
  2. Angebote für Erwachsene
  3. Wohnungsbau und Nachbarschaften
  4. Kultur, Sport und Freizeit
  5. Straßen und Abfall
  6. Umwelt und Regenerierung
  7. Ratsunterstützung und öffentliche Beschäftigung

Jeder Bereich ist nochmal unterteilt in individuelle Ausgabenbereiche, jeweils mit einem kleinen Schieber ausgestattet, der es dem Anwender ermöglicht auszudrücken, wie viel er jeweils an den Ausgaben kürzen würden. Für die spendableren Nutzer (oder diejenigen die die Finanzprobleme der Stadt bestreiten) gibt es auch die Möglichkeit, die Ausgaben beizubehalten oder zu erhöhen.

Eine Zusammenfassung des Einflusses der Ausgabenveränderung wird für jeden einzelnen Baustein aufgeführt. Zum Beispiel würde die Reduzierung der Ausgaben im Wohnungsbau unter anderem zu „einem Rückgang des Serviceangebotes für ältere Leute bei der Instandhaltung ihrer Wohnung“ führen. Eine Verringerung der Ausgaben für den Abfall, das Recycling und die Straßenreinigung würde dazu führen, dass sich „auf Grund reduzierter Ressourcen über viel längere Zeit hin nicht um illegalen Müll und Graffitis gekümmert wird“ und „das es zu einer selteneren Reinigung in den Wohnstraßen, der Innenstadt und auf den Hauptstraßen käme“.

Wenn es sich grauenvoll anhört, dann nur weil es das ist. Selbst eine Kürzung um 5% der Ausgaben in allen Bereichen wäre nicht genug, um die für Liverpool notwendigen Einsparungen zu erreichen. Das bedeutet, dass sehr wahrscheinlich jeder einzelne städtische Service in den nächsten drei Jahren von irgendwelchen Sparmaßnahmen betroffen sein wird.

Auf Twitter rief der Online-Simulator wie erwartet unterschiedliche Reaktionen hervor – eine Mischung aus Unterstützung und Sarkasmus:

Aber ob man es will oder nicht, Liverpool muss sparen. Und obwohl der Online-Budget-Simulator vielleicht nicht perfekt ist, ist es doch eine interessante Möglichkeit Bürger mit einzubeziehen, sowie Ausmaß und Auswirkungen der bevorstehenden finanziellen Herausforderungen aufzuzeigen.


Bild: Connor Samuel

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