Ljubljana – der „Hidden Champion“ unter den europäischen Hauptstädten

Ende Juni diesen Jahres wurde Ljubljana zur „2016 European Green Capital“ gekürt und steht von nun an in einer Reihe mit großen europäischen Vorreitern wie Stockholm, Hamburg und Kopenhagen, wenn es um das Thema nachhaltige Stadtentwicklung geht.

Mit seinen gerade einmal knapp 280.000 Einwohnern ist Ljubljana vergleichsweise überschaubar und dürfte von den meisten nur als Hauptstadt eines Landes, dass „irgendwo zwischen Österreich und Kroatien“ liegt, eingeordnet werden. Vermutlich ginge es mir nicht anders, wenn es mich vor einigen Monaten aus beruflichen Gründen nicht selbst ein paar Tage nach Slowenien verschlagen hätte.

Was für mich an Ljubljana wirklich überraschend war, ist die fast schon zu perfekte Kombination aus Tradition und Moderne, sowie die gelungene Verbindung von Architektur und Natur. Am meisten aber war ich beeindruckt, wie sehr sie anderen europäischen Haupt- und Großstädten glich, was Themen angeht, die in der aktuellen Diskussion um Städte ganz oben stehen: Autofreie Zonen, Parklets, Bike-Sharing, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, …

Vieles davon spiegelt sich in meinen Augen auch in der Auszeichnung zur „grünen Hauptstadt Europas“ wieder und macht damit Ljubljana zu einem verdienten Gewinner für das Jahr 2016. Ähnlich sieht es die Europäische Kommission und begründet ihre Entscheidung vor allem mit den Anstrengungen Ljubljanas beim Thema Verkehr und bei der Revitalisierung bzw. Erhaltung von Grünflächen. Innovationen bei der Abfallbeseitigung waren aber genauso wie die Weitergabe von Wissen zur Bewältigung von Naturkatastrophen entscheidende Punkte.

Die Auszeichnung wurde vor acht Jahren in Tallinn / Estland von 15 europäischen Städten wie beispielswiese Berlin, Wien, Prag und Helsinki ins Leben gerufen. Ziel dieser jährlichen Veranstaltung ist es Städte auszuzeichnen, die sich durchgehend um hohe Umweltstandards bemühen. Sie sollen motiviert werden weiterhin ambitionierte nachhaltige Ziele zu verfolgen und anderen europäischen Städten als Vorbilder dienen.

Für die Auszeichnung ist kein monetärer Gewinn vorgesehen. Vielmehr sollen für die Stadt neben den oben genannten Zielen direkt greifbare Mehrwerte über das Jahr der Auszeichnung hinaus geschaffen werden:

  • Förderung des Tourismus
  • Positive internationale Berichterstattung (im Wert mehrerer Millionen Euro)
  • Verbesserung des internationalen Profils, der Vernetzung und Schaffung neuer Allianzen
  • Neue Arbeitsplätze – Eine grüne Hauptstadt ist für ausländische Investoren attraktiver
  • Größerer Schwerpunkt auf Umweltprojekte durch Sponsoring und Zuschüsse
  • Stolz unter den Bürgern
  • Impuls zur weiteren Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit

Der Fortschritt hin zu gesünderen und nachhaltigeren Lebensräumen sollte Ansporn genug sein, um die städtische Umwelt zu verbessern.  Denn Städte sind der Ursprung vieler ökologischer Herausforderungen – kein Wunder, wo doch zweidrittel aller Europäer in Städten und Gemeinden wohnen. Kommunalverwaltungen und Kommunen sind schon heute theoretisch dazu in der Lage entsprechende Verpflichtungen einzugehen und Innovationen zu ermöglichen. Städte unterscheiden sich teilweise enorm voneinander, aber jeder Bürger hat das Recht in einer gesunden städtischen Umgebung aufzuwachsen und zu leben. Und wenn solch eine Auszeichnung dabei helfen kann, dass auch andere Städte sich bemühen die Lebensqualität ihrer Bewohner zu verbessern und ihren Einfluss auf die globale Umwelt zu verringern, dann ist sie ein erster Schritt in die richtige Richtung. Frei nach dem Motto des European Green Capital Awards: „Green cities – fit for life”.

Was haltet ihr davon, wenn die EU solche Projekte initiiert und fördert? Glaubt ihr, dass Faktoren wie „Prestige“ ausreichen, um Städte zu einem nachhaltigeren und „grüneren“ Handeln zu bewegen? Und was ist mit eurer Stadt – hat diese das Potenzial 2017 zur grünen Hauptstadt Europas zu werden?


Bilder von Tiia Monto und Fighting Irish 1977