New York City macht sich bereit für einen sich selbst verstärkenden Pilz-Turm

Typischerweise sind “Pilze” und “Gebäude” keine Begriffe, die Leute gerne in einem Zusammenhang hören. Während wir aber damit beschäftigt waren den schwarzen Schimmel aus unseren Badewannen zu schrubben, hat David Benjamin als Leiter des New Yorker Architekturbüros „The Living“ mit dem Hy-Fi einen vierzig Fuß hohen Pilzturm designt, der möglicherweise ein Vorläufer für umweltfreundlichere Wolkenkratzer ist.

Als Gewinner des jährlich vom New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) ausgerichteten Young Architects Program (YAP), will Benjamin den Hy-Fi ab Ende Juni im Innenhof des MoMa Kunst- und Eventraum PS1 in Queens ausstellen. In seiner 15. Auflage ist das diesjährige Thema des YAP’s Nachhaltigkeit und Recycling. YAP wollte außerdem, dass das Design Schatten spendet, sowie Sitzgelegenheiten und Wasser für die Besucher der vom PS1 veranstalteten „Warm Up Summer Music“ – Serie bietet. Benjamin gewann mit einem Design, von dem er behauptet, dass es keinen Abfall generiert, keine Energie benötigt und 100% organisch ist.

Benjamin stellte biotechnisch poröse Ziegelsteine aus lokal angebauten Myzelien (Pilzwurzeln) und Getreidehalmen her. Er wendete dabei einen Prozess an, der 2007 von der New Yorker Materialforschungsfirma Ecovative für eine umweltfreundlichere Verpackung entwickelt wurde. Wenn die Myzelien und Getreidehalm kombiniert werden, dann pressen sie sich selbst in die Form ihres Gefäßes, in diesem Falle einen Ziegelstein.

“Wir dachten, dass Benjamins Verwendung von Materialien, die normalerweise in der Verpackungsindustrie verwendete werden, wirklich ziemlich zukunftsweisend ist“, sagt Pedro Gadanho, Kurator für Zeitgenössische Kunst am MoMA und Organisator des YAP, der nun auch Wettbewerbe in Santiago, Istanbul und Rom veranstaltet. „Der Hy-Fi ist ein erster Schritt in die Richtung zu schauen, wie bereits bestehende organische Materialien stärker für die Verwendung in der Architektur zugänglich gemacht werden können.“

Um den Hy-Fi  zu bauen, werden die Pilzziegel auf dem Grund der Struktur angeordnet, während eine zweite Sorte reflektierender Ziegel, hergestellt aus einer von 3M entwickelten Tageslichtspiegelfolie, an der Spitze platziert werden.  Die reflektierenden Ziegel fokussieren das Licht den Turm hinab und schaffen dort eine Art überdimensionale Petrischale, die die Myzelien zum Wachstum anregt und dafür sorgen, dass die Ziegel sich festigen und verbinden.

“Ich glaube wir sollten Nachhaltigkeit als ein architektonisches Experiment sehen,“ sagt Gadanho, „Dieses Produkt könnte Ausgangsmaterial für Gebäude an Orten werden, wo Ressourcen nur begrenzt zur Verfügung stehen. Es könnte die Architektur transformieren.“


Isabel Sterne ist eine in New York lebende Freelancerin. Sie schreibt über menschliches Verhalten, Technologie und Natur, sowie die Schnittpunkte dieser drei Bereiche.